WELLNESS@HOME: CHRONOHYGIENIE IM HOME-OFFICE

 

Der Lockdown infolge der Corona-Epidemie bietet eine große Chance, den eigenen Tagesablauf einmal genauer anzusehen und dafür eine Sensibilität im Sinne von Wellness zu entwickeln. Ein regelmäßiger Tagesrhythmus, konstruktives Denken und eine gute Ernährung haben große Auswirkungen auf das persönliche Wohlgefühl, Energiepegel, Konzentrationsvermögen und auf das Immunsystem.

Ayurveda liegt die Erkenntnis zugrunde, dass alles Leben natürlichen Rhythmen folgt: Der Tag beginnt mit dem Morgen (Sonnenaufgang), hat seinen Höhepunkt am Mittag (Höchststand der Sonne) und endet mit dem Abend (Sonnenuntergang). Monate, Jahreszeiten, Lebensstadien – alles hat seine Zeit und Qualität.

Die Beachtung der Tages-, Jahres- und Lebenszyklen bezeichnet man auch als Chronohygiene. Die Phase des Lockdowns und des Home-Offices vereinfacht es, sich den Tag entsprechend der Chronohygiene einzuteilen. Dafür gelten ein paar Regeln. Beginnen Sie langsam. Überfordern Sie sich nicht. Wenn Sie den ersten Schritt gegangen sind und spüren, dass Ihnen das gut tut, gehen Sie den nächsten Schritt. Stimmen Sie sich auf Ihr Wohlbefinden ein.

(Anmerkung der Redaktion:) Die folgenden Tipps beruhen auf den Erkenntnissen und Anschauungen des Ayurveda. Sie können teilweise von neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen und Empfehlungen abweichen.

  1. Ausreichender und erholsamer Schlaf zu regelmäßigen Zeiten ist eine der wichtigsten Grundlagen für Gesundheit und Wohlbefinden – und damit zugleich für ein starkes Immunsystem. Gehen Sie frühzeitig zu Bett. Die Zeit vor Mitternacht zählt Ayurveda zufolge doppelt. Schlafen Sie ihrem Typ entsprechend. Kapha-Typen sollten nach ayurvedischer Lehre nicht mehr als 6 Stunden, Pitta und Vata dürfen auch über 8 Stunden schlafen. Wichtig ist der ayurvedischen Lehre zufolge, dass die Aufstehzeit nicht in den Kapha-Zyklus (6 – 10 Uhr morgens) fällt. Also vor 6 Uhr aufstehen.

  2. Trinken Sie ein großes Glas warmes Wasser. Das regt sanft den Stoffwechseln an.

  3. Sammeln Sie sich, sitzen Sie still oder meditieren Sie 10 – 15 Minuten.

  4. Pranayama (kontrolliertes Atmen) und Yoga unterstützen Körper, Geist und Seele. Yoga bringt den Körper sanft in Schwung, macht die Gelenke flexibel und baut Spannungen ab.

  5. Morgentoilette: Pflegen Sie Ihren Körper mit Achtsamkeit. 8 - 10 Minuten Öl-Ziehen mit Sesamöl sorgt für eine gesunde Mundflora, beugt Paradonthitis vor und hält die Mundschleimhäute feucht und elastisch. Gerade jetzt sind gesunde Schleimhäute sehr wichtig. Tragen Sie – möglichst ein typgerechtes – Ayurveda-Öl auf den ganzen Körper auf.  Lassen Sie es circa 15 Minuten einwirken und duschen Sie anschließend warm. Danach die Haut trocken tupfen.

  6. Kochen Sie 1 Liter frisches Wasser circa 10 Minuten lang und füllen es in eine Thermoskanne. Trinken Sie das Wasser über den Tag verteilt (Pitta-Konstitutionen sollten es lauwarm, Vata angenehm heiß und Kapha warm trinken). Nehmen Sie ein leichtes Frühstück zu sich. Kräutertee ist Kaffee, Schwarztee oder grünem Tee vorzuziehen.

  7. Beginnen Sie nach dem Frühstück mit Ihrer Arbeit. Arbeiten Sie konzentriert. Achten Sie auf regelmäßiges Lüften und machen Sie sich immer wieder Ihre Atmung bewusst. Holen Sie zwischendurch bewusst und tief Luft und atmen Sie vollständig aus. Wiederholen Sie dies ein paar Mal. Das erfrischt, bringt Energie und verbessert die Konzentration.

  8. Mittags nehmen Sie die Hauptmahlzeit zwischen 12 und 14 Uhr zu sich. Da ist die Verdauung am stärksten. Achten Sie darauf, dass Sie leicht verdauliche Speisen frisch zubereiten. Wenn Sie vor der Mahlzeit Ingwerelixier oder Ingwertee trinken, unterstützt dies die Verdauung und auch das Immunsystem. Gerade jetzt, wo uns deutlich wird, wie viel wir Menschen unserer Umwelt antun, denken Sie darüber nach, ob Sie nicht Ihren Fleischkonsum reduzieren oder ganz zu einer vegetarischen Ernährung wechseln wollen. Im Ayurveda ist eine gute Verdauung von höchster Bedeutung. Alles, was der Körper an Nahrung nicht verwerten kann, wandelt er zu Ama (z.B. Fettpölsterchen) um und das belastet ihn, raubt Energie, führt zu Unwohlsein und im Laufe der Zeit zu Krankheit. Ob Sie sich richtig ernähren merken Sie daran, dass Sie nach der Mahlzeit Energie geladen sind. Sind Sie müde, sollten Sie Ihre Ernährung ändern. Lassen Sie sich bei einer Ayurveda-Ernährungsberatung aufklären. Nach dem Essen ist es gut, wenn Sie 10 Minuten ruhen (nicht schlafen), bevor Sie sich wieder an die Arbeit machen.

  9. Verrichten Sie weiter Ihre Arbeit. Machen Sie zwischendurch eine kleine Pause und gehen Sie für einen Spaziergang vor die Türe.

  10. Das Abendessen sollte vor 18 Uhr eingenommen werden. Abends empfehlen sich eine Gemüsesuppe und warme Gemüsegerichte; es darf auch ein wenig Pasta dabei sein, Griesbrei, Milchreis. Achten Sie darauf, nicht zu viel zu essen.

  11. Verbringen Sie den Abend in Ruhe. Trinken Sie eine Tasse Kräutertee. Reduzieren oder verzichten Sie ganz auf beunruhigende Nachrichten, aufwühlende Filme oder Literatur. Hören Sie bewusst schöne Musik. Lesen Sie ein angenehmes Buch.

  12. Zwischen 19 und 21 Uhr bringen Sie Ihre Gedanken zur Ruhe. Auch ein Abendspaziergang in der Natur oder in einem Park tut gut. Beobachten Sie die Natur. Hören Sie den Vögeln zu. Denken Sie an erfreuliche  Dinge, Erinnerungen, Situationen. Schmieden Sie Zukunftspläne, auf die Sie sich freuen. Alternativ meditieren Sie mindestens 20 Minuten. Gehen Sie möglichst nicht später als 22 Uhr ins Bett.

Beachten Sie: Eine Minute Praxis ist mehr Wert als viele Stunden Theorie. Fangen Sie da an, wo es Ihnen am leichtesten fällt und bleiben Sie gesund!

Tipps von: Iris Hüttner
Ayurveda-Beauftragte und Mitglied des Deutschen Wellness Verbands


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