Hay´sche Trennkost



 
 

Definition

Ernährunglehre, benannt nach ihrem Begründer Howard Hay.


Ursprung

Die Hay‘sche Trennkost wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem amerikanischen Arzt Dr. Howard Hay entwickelt und wird in Deutschland heute noch ohne Einbezug neuerer ernährungswissenschaftlicher Erkenntnisse weiter verbreitet.

Methode

Grundlage für Hay‘s Ernährungskonzept stellen die von ihm aufgestellten sogenannten "chemischen Verdauungsgesetze” dar, nach denen Eiweiß und Kohlenhydrate im Verdauungstrakt nicht gleichzeitig verdaut werden können. Die Folge sei eine "Übersäuerung” des Körpers. Verantwortlich sollen sog. "unnatürliche Nahrungsmittel” sein, wie Weißmehl, raffinierter Zucker, Weißbrot, polierter Reis, ballaststoffarme Kost, sowie die Mischung von Eiweiß und Kohlenhydraten innerhalb einer Mahlzeit. Hay empfiehlt eine Kost aus 80 % "basenbildenden” und 20 % "säurebildenden” Lebensmitteln.
Fast alle Zivilisationskrankheiten, einschließlich Krebs seien Ursache dieser Übersäuerung . Er fordert daher eine getrennte Aufnahme eiweiß- bzw. kohlenhydratreicher Lebensmittel, d.h. eine "Eiweißmahlzeit” zu Mittag, eine "Kohlenhydratmahlzeit” zum Abendessen.
Bei Einhaltung der Empfehlung verspricht Hay neben gesteigertem Wohlbefinden auch die Vorbeugung und Heilung sämtlicher Krankheiten.

Hay teilt die Lebensmittel in 3 Gruppen ein:
  1. konzentrierte eiweißreiche Lebensmittel (Fleisch, Fisch, Milch) und saures Obst,
  2. konzentrierte kohlenhydratreiche Lebensmittel (Getreideprodukte, Kartoffeln, Zucker, zuckerhaltige Lebensmittel),
  3. "neutrale” Lebensmittel wie Fette, Gemüse und Gewürze.

Aus diesen Gruppen soll die Ernährung zusammengestellt werden. Die neutralen Lebensmittel dürfen zusammen mit eiweiß- oder mit kohlenhydratreichen Lebensmitteln innerhalb einer Mahlzeit verzehrt werden. Lebensmittel der Gruppen 1 und 2 sollen nicht zusammen in einer Mahlzeit enthalten sein.



Beurteilung

  • Die von Hay um die Jahrhundertwende aufgestellten "chemischen Verdauungsgesetze” sind überholt. Eiweiße und Kohlenhydrate werden nicht getrennt, sondern gleichzeitig verdaut und Enzyme auch nicht nach Bedarf, sondern fortlaufend, unabhängig von den Inhaltsstoffen der Lebensmittel, ausgeschüttet.

  • Beim getrennten Verzehr kohlenhydrathaltiger und eiweißhaltiger Lebensmittel geht der Ergänzungswert von Eiweißquellen verloren, da Kohlenhydratlieferanten gleichzeitig wichtige Eiweißquellen sind. Abgesehen davon enthalten fast alle Lebensmittel gleichzeitig Eiweiß und Kohlenhydrate in unterschiedlichen Anteilen, so dass die Trennung von Kohlenhydraten und Eiweißen nicht durchführbar ist.

  • Die Ansicht, dass säurebildende Lebensmittel  den Organismus "übersäuern", ist nicht zutreffend. Körpereigene "Säurepuffer" (Nieren, Lunge, Hydrogencarbonat) sorgen für einen Ausgleich. Mit einem Zuviel an Kaffee und Alkohol können die Puffer allerdings überfordert sein, aber nicht mit einer abwechslungsreichen Mischkost.

  • Abgelehnt werden muss der Anspruch der Hay‘schen Trennkost auf Vorbeugung und Heilung fast aller Krankheiten. Keine Ernährungsform kann dieses Versprechen erfüllen.

  • Die Kost nach Hay, die sich zu 80% aus basenüberschüssigen Lebensmitteln, jedoch nur zu 20% aus den wichtigen säureüberschüssigen Milch- und Getreideprodukten, Eiern, Fleisch und Fisch zusammensetzen soll, ist unausgewogen.


Literatur

  • Thomas Heintze, Alles über die Haysche Trennkost, Falken Verlag (1994)
  • Ursula Summ, Die Neue Trennkost-Blitz-Diät, Falken Verlag (2001)
  • Neal Barnard, Iss dich fit, Rowohlt Verlag ( 1998)
  • Friedrich Bohlmann und Cornelia Schinharl, Health Food, Gräfe und Unzer Verlag (2001)
  • Inge Hofmann, Der Verbraucherratgeber Lebensmittel, Falken Verlag (2001)
  • Claus Leitzmann und Helmut Million, Power Food, Gräfe und Unzer Verlag (2001)
  • Doris Muliar, Low Fat, Gräfe und Unzer Verlag (2001)
  • Helmut Oberritter, Gesund abnehmen, Wort & Bild Verlag (2003)






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