Wellness-Beiträge



Wellness – alles Nepp? Ein Wegweiser durch den Dschungel der Wellnessangebote

Von Carola Kleinschmidt und Anne Otto
Das Thalassobad sprudelt, weißer Algenschaum türmt sich vor mir auf der Wasseroberfläche. Der Motor, der Luft aus Massagedüsen an meinen Rücken pustet, ist so laut, dass ich die Meditationsmusik nicht mehr höre. Ich sitze in einer blau gekachelten, auf „römisch“ getrimmten Badewanne im Wellnesshotel an der Ostsee und frage mich, was mir das Baden helfen soll. „Die speziell für das Thalassobad gezüchtete Laminariaalge strafft die Haut und entschlackt“, sagte die freundliche Bademeisterin, bevor sie mich in der Wanne meinem Schicksal überließ. Ich werde den Gedanken nicht los, dass eine Badesession zu Hause, mit Kerzen und Apfelschaumbad dasselbe in grün gewesen wäre. Vielleicht sogar entspannender.

Dennoch erging es mir, im Vergleich zu vielen anderen Wellnessurlauberinnen, ausgezeichnet, wenn man die Beschwerdebriefe liest, die beim Deutschen Wellness Verband beinahe täglich ins Haus flattern. „Nach einer Behandlung wurde ich in Folie gewickelt, mit grünem Gel eingerieben und musste dann im Geisha-Schritt über den Flur auf die andere Seite der Etage trippeln“, schildert Susanne L. aus Süddeutschland eine ihrer vielen Etappen eines Leidenstages im Wellnesshotel in einem Brief an den Deutschen Wellness Verband. Nach der Gel-Behandlung wurde sie in fleckige Bademäntel gehüllt und musste über schmuddelige Teppiche zu einer ebenso schmutzigen Badewanne laufen, in der sie ein Entspannungsbad nehmen sollte.

Karin L., die in der Heide ein Beautywochenende verbrachte, ärgerte sich schon bei der Ankunft und beschreibt das Hotel als einen Platz, der „eher einem einfachen Reiterhof entspricht“. Der Wellnessbereich erinnert an eine Baustelle: „Im Saunabereich und im Ruheraum liegen lose elektrische Kabel.“ „Die Saunaanlage ist baufällig und ca. 30 Jahre alt.“ Pediküre und Astrologie statt Chakrenmassage erlebte dagegen die Management-Trainerin Gabriele B. aus Hamburg. Sie hatte für fast 1000 Euro eine fünftägige Ayurveda-Kur am Tegernsee gebucht, die sich als herkömmliche Beautybehandlung entpuppte.

„Beschwerden über leere Produktversprechen, Abzocke oder üble Täuschung vom Wellnesshotel bis zum Seminaranbieter häufen sich in unserer Geschäftsstelle und bei den Verbraucher-Zentralen“, beobachtet Lutz Hertel, Geschäftsführer des Deutschen Wellness Verbandes, und zieht besorgt die Stirn in Falten. Fasst man zusammen, was Hertel Sorgen macht und die Kunden ärgert, sind vor allem die fehlenden Wellnessstandards für die Hotels problematisch – zum Teil werden einfache Bade- und Saunaangebote teuer als „Wellness“ verkauft. Häufig mangelt es außerdem an Hygiene und  Fachpersonal.
Diese Schwachpunke fanden auch die anonymen Hoteltester des Deutschen Wellness Verbandes bei ihren Stipp-Visiten wieder. Die „mystery guests“ sind seit Mai 2002 in Wellnesshotels und -resorts überall auf der Welt unterwegs. Sie arbeiten eine Checkliste mit rund 750 Punkten ab. Bisher fällt ihr Urteil noch vernichtender aus als das der Kunden. Vogelkot auf Fitnessgeräten, Grünalgen im Swimmingpool und Wucherpreise gehören zu ihren täglichen Entdeckungen. Außerdem zeigen die Testberichte, dass in vielen Hotels ausgebildete Fitnesstrainer, Masseure und Ernährungsfachleute fehlen. Stattdessen erklärt der Rezeptionist die Fitnessgeräte, erteilt die Hotelbesitzerin Massagen.

Offensichtlich hat das Zauberwort Wellness und das nicht abreißende Gerede und Geschreibe über „Wohfühltrend“ und „Gesundheitsmarkt“ in der Hotelbranche eine Flut von Ideen angeschwemmt, deren Umsetzung die Hoteliers selber nicht im Griff haben. Und auch die Kunden wissen offensichtlich nicht genau, was sie wollen, wenn sie ein Wellnesswochenende buchen. Sicher, Wellness hat irgend etwas mit Wohlfühlen zu tun. Aber ist das nicht ein bisschen ungenau? Kann das wirklich alles sein?

„Es kann nicht alles Wellness sein“, stellt Gesundheitsexperte Lutz Hertel lakonisch fest. „Hinter Wellness steckt mehr, als in der Badewanne Liedchen zu trällern und anschließend eingeölt zu werden.“ In den USA gilt Wellness zum Beispiel als die Gesundheitsvorsorge Nummer eins. 80 Prozent der amerikanischen Unternehmen unterhalten aus diesem Grund Wellness-Programme. Sie tragen allerdings auch 80 bis 100 Prozent der Krankenversicherungskosten ihrer Mitarbeiter. Bereits vor über 50 Jahren prägte der Sozialmediziner Halbert L. Dunn den Begriff Wellness und legte damit den Grundstein für den amerikanischen Gesundheitsboom in den 70er Jahren.
Als Ergänzung zur leistungsorientierten Fitness soll Wellness die mentale und psychosoziale Belastungsfähigkeit der Mitarbeiter erhöhen. Dahinter steht zum einen die Erkenntnis, dass nicht nur das körperliche, sondern auch das seelische und soziale Wohlbefinden zur Gesundheit dazu gehören. Zum anderen weiß man heute, dass viele Erkrankungen auf schädliches Verhalten zurück zu führen sind, wie Bewegungsmangel, falsche Ernährung und zu viel Stress. Wer seinen Lebensstil ändert, kann seine Gesundheit fördern. Experten nehmen an, dass der persönliche Lebensstil zu knapp 50 Prozent darüber entscheidet, ob jemand vor dem 65. Lebensjahr stirbt. Weniger Chips essen, öfter mal spazieren gehen, am Wochenende nicht arbeiten und dafür gesund 70 Jahre alt werden - das klingt eigentlich gar nicht schlecht.

Auch für deutsche Gesundheitsexperten, wie Lutz Hertel und Wolfgang Nahrstedt, Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld, ist Wellness ein ganzheitliches Gesundheitskonzept. Es umfasst die Bereiche gesunde Bewegung, Ernährung, Entspannung und Stressbewältigung sowie soziales Wohlbefinden und Spiritualität. Dieser Gedanke ist nicht neu. Schon Hippokrates, Hildegard von Bingen, Kneipp und die WHO warben und werben für die ganzheitliche Gesundheitsidee. Misst man Wellness und Wellnesshotels an diesen ganzheitlichen Standards, kommt man schnell an die Grenzen der herkömmlichen Angebote mit Saunalandschaft und Thalassobad.

„Ich erwarte von einem Wellnesshotel, und das sollte auch ein Kunde erwarten, dass es auf angenehme Weise zu gesundem Leben verführt“, erklärt Hertel und gibt damit einen anspruchsvollen Standard vor. Es fängt mit der Küche an. Statt Pommes und Pizza sollte gesunde, ausgewogene Vitalkost mit frischem Gemüse und regionalen Produkten auf der Karte stehen. Möglichst mit Rezepten, die man zu Hause nachkochen kann. Vegane Kost oder Trennkost gehören nicht in ein Wellnesshotel. Sie sind zu speziell und schwierig in der Zubereitung.
Massagen und Sauna sind der Innbegriff für Entspannung und Stressabbau im Wellnesshotel. Wer liebt es nicht, wenn kundige Massagehände die Schmerzen aus Schultern und Nacken streicheln. Leider ist der positive Effekt nur von kurzer Dauer. Wer gelassener durchs Leben gehen will, muss Entspannungstechniken lernen, die er zu Hause weiterführen kann, sich mit Zeitmanagement und den Prioritäten in seinem Leben beschäftigen. Das klingt hart, ist aber wahr. Entspannung lernen, ist auch ein bisschen anstrengend.
Bei Entspannungsangeboten sollte man außerdem darauf achten, dass Verfahren, die an die Psychotherapie grenzen, wie zum Beispiel „Sanftes Wasser“ oder „Liquid Sound“ mit Vorsicht zu genießen sind. Besonders wenn Sie gerade eine Krise durchleben, zum Beispiel eine Trennung, kann das meditative Bad in warmem Wasser mit Musik und Berührung starke Emotionen auslösen, die Sie im Rahmen eines Wellnessurlaubes überfordern. Muten Sie sich nicht zu viel zu. Gleiches gilt für die Sportangebote, besonders wenn Begeisterung und Wellnesswille mit Ihnen durchzugehen drohen: Nach der Sauna noch sechzig Minuten aufs Spinning-Rad, danach ein kleiner Workoutkurs, um noch mehr schlechte Schlacken zu verlieren – das macht Sie natürlich einen Tag lang zur unangefochtenen Fitnessqueen, ist aber nicht gesund.

Bewegungen und Fitness sollten stets dem eigenen Konditionsgrad angepasst werden. „Viel hilft viel“ gilt hier nicht. Wenn Sie nicht wissen, wie fit sie sind und welche Sportart zu Ihnen passt, sprechen Sie mit dem Fitnesstrainer. Er kann Ihnen sagen, ob Spinning oder Yoga das Richtige für Sie ist und macht bei Bedarf erst einmal einen Herz-Kreislauf-Check. Auch bei gesundheitlichen Einschränkungen sollten Sie mit dem Personal sprechen. Bei Allergien, Rücken- oder Kreislaufproblemen sind nicht alle Behandlungen gesund. Und wer Platzangst hat, sollte sich gut überlegen, ob er sich in Folien oder Moorpackungen wohl fühlt.

Ein Wellnesstester prüft Hotels nach allen genannten Aspekten. Die Wohlfühlatmosphäre ist ihm genauso wichtig wie die Angebotsvielfalt und die Kompetenz des Personals. Deshalb ist es kein Wunder, dass nach dem Kriterienkatalog des Deutschen Wellness Verbandes noch nicht viele Hotels und Anlagen als empfehlenswert gelten. Auch die Stiftung Wartentest bewertete bei einem Wellnesscheck im letzten Jahr in 22 Hotels jedes zweite Hotel nur als mittelmäßig, darunter auch Häuser, die explizit mit ihren Wellness-Qualitätskriterien werben.

Mit Qualitätsstandards ist es natürlich so eine Sache: Blauer Umweltengel, Bio-Siegel - „Ehrlich Wellness“? Welchem der vielen Siegel soll man trauen? Auch wenn die Fachjournalistin und Autorin Maria Pütz-Willems den Kriterienkatalog des Deutschen Wellness Verbandes für den besten hält, sollten Sie sich bei der letztendlichen Entscheidung auf Ihren gesunden Frauenverstand verlassen. Wir empfehlen vor der Buchung einen Telefonanruf im Hotel mit sechs Testfragen. So werden Sie für einen Moment selbst zur Wellnesstesterin.

Telefonanruftest: Werden Sie ihr eigener Wellnesstester:

  1. Fragen Sie individuell: Wenn Sie Allergien oder Rückenbeschwerden haben, klären Sie, was man Ihnen empfiehlt. In einem guten Wellnesshotel wird man Ihnen sagen können, welche Anwendungen unbedenklich sind, welche Sie meiden und bei welchen Sie vorher einen Mediziner fragen sollten.
  2. Fragen Sie nach Kompetenzen: Was für eine Fachkompetenz hat das Personal im Haus? Gibt es Mediziner im Haus?
  3. Stellen Sie Verständnisfragen: Suchen Sie sich irgendeine Anwendung aus dem Prospekt, die Sie nicht verstehen z. B. „Schlafkugel“ oder „Serailbad“ – Wenn die Person am anderen Ende der Leitung es nicht weiß, dürfen Sie erwarten, in die jeweilige Abteilung verbunden zu werden.
  4. Fragen Sie nach Nachhaltigkeit: Was bekommt man nach dem Aufenthalt mit nach Hause? Gibt es Hand-outs zu Übungen und zu einer gesunden Ernährung?
  5. Prüfen Sie Service und Angebot: Fragen Sie nach besonders günstigen Angeboten? Welche Leistungen sind inklusive (Eintritt in den Wellnessbereich/ Bademäntel/ Hand-outs)? Welches sind die Nutzungszeiten des Wellnessbereiches? Wie groß ist der Wellnessbereich? Ist er direkt im Hotel? Wie spät ist der letzte Check-Out aus dem Zimmer? (Hier bitte nicht alle Fragen stellen, sonst denkt man, Sie sind wirklich Testerin oder Querulantin.)
  6. Die absolute Basis: Wird Ihnen ein Nichtraucherzimmer angeboten oder nicht?

Manchmal entscheidet schon bei diesem Gespräch das Bauchgefühl für oder gegen das Hotel. Gabriele B. aus Hamburg, erinnerte sich nach ihrem Ayurvedaflopp daran, dass sie schon beim ersten Telefonat mit der Hotelchefin ein ungutes Gefühl hatte. Von ihren konkreten Fragen wurde keine beantwortet. Hätte die Managementtrainerin auf ihre Intuition gehört, hätte sie für 1000 Euro eine angenehmere Wohlfühlwoche buchen können. Für ein gutes Wellnessangebot in Deutschland, Österreich, Italien oder auch auf Zypern wäre das nicht zu teuer gewesen.

Kommen wir also zum lieben Geld. Bei Wellnessurlauben und auch bei Day Spas greifen „Schotten“- und Supersparpreise meist zu kurz. Gutes Fachpersonal ist teuer. Wenn man Massagen, Haarentfernungen, Yogakurse oder Ernährungsberatung  bucht, muss man schon mit einem Euro pro Minute Anwendung rechnen. Für eine halbe Stunde Fußreflexzonenmassage wäre zum Beispiel 30 Euro ein realistischer Preis. In einem Hotel mit vier oder fünf Sternen kommen für eine Wellnesswoche mit Anwendungen deshalb schnell 1000 Euro zusammen. Wellnesswochen um die  600 Euro sind günstig. Nur in großen und vom Komfort eher schlichten Anlagen, wie z. B. im Ostseehotel Damp, kann man teilweise noch günstigere Qualitätsschnäppchen bekommen. Achten Sie auf besondere Angebote in der Nebensaison und Sonderpauschalen. Falls Sie im Wellnessurlaub Krankheiten auskurieren wollen, kann es sich außerdem lohnen, beim Arzt nach Zuschüssen für verschiedene Kuranwendungen zu fragen. Falls der Arzt Ihnen Rezepte für Massagen oder Fango-Packungen ausstellt, zahlt die Krankenkasse einen Teil Ihres Wellnessurlaubes. Am preiswertesten sind natürlich Wellnesstrips mit wenigen Anwendungen. Wer zum Beispiel beim Schlafen, Saunen und Schwimmen gehen am besten entspannt, wird auch mit Angeboten unter 600 Euro glücklich.

Es lohnt sich also, vor dem Gang zum Reisebüro zu überlegen, was für Sie „well“ ist. Denn da gehen die Geschmäcker natürlich weit auseinander. Dr. Eveline Lanz-Kaufmann hat sich als Beraterin für Gesundheitsmanagement eingehend mit diesem Thema beschäftigt und vier Typen von Gesundheitsurlaubern definiert. Finden Sie selbst heraus, welcher Wellness-Typ Sie sind, ob Beautykönigin oder Genießerin.

Beautykönigin oder Gesundheitsbewusste?
 (Typen frei nach Dr. Eveline Lanz-Kaufmann)

Die Beautykönigin: Sie wollen, dass man Ihnen den Wellnessurlaub ansieht. Nach einem Acht-Tage-Trip erwarten Sie, dass Ihr Teint strahlt, Ihr Schritt federt und Sie sich mindestens fünf Jahre jünger fühlen – und auch so aussehen. Und ein bisschen Luxus muss auch sein. Sie reisen am liebsten allein in die Wellnessferien, mögen Fünf-Sterne-Hotels, lassen nur ausgebildete Fitnesstrainer an sich heran und fühlen sich in einem großen Spa-Bereich mit mehreren Saunen und Bädern und einem ausgedehnten Fitnesspark richtig wohl.
Tipp: Buchen Sie einen Club-Urlaub in einer Ferienanlage, die sich auf Wellness und Fitness spezialisiert hat (Katalog studieren!) oder einen Urlaub in einem Wellnesshotel, das vom Wellnessverband zertifiziert wurde. Hier sind Fachpersonal und überdurchschnittliches Wellness- und Beauty-Angebot garantiert.

Die sportlich Aktive: Sie wollen sich im Wellnessurlaub richtig austoben. Die Saunalandschaft und das Fitnessangebot kann Ihnen gar nicht groß genug sein. Anleitung brauchen Sie wenig, da Sie selbst wissen, wie ein Spinning-Rad funktioniert, dass Sie High-Impact-Aerobic und das milde Schwitzen im Laconium am liebsten mögen. Eine knappe Woche Wohlfühlurlaub reicht Ihnen völlig aus – dann ruft der Job wieder.
Tipp: Wählen Sie ein Ferienresort mit großer Sportanlage, einen Cluburlaub oder ein Sporthotel. Hier stehen die Chancen auch gut, neue Sportarten auszuprobieren, wie Kite-Surfing oder Tai-Chi-Aerobic, einen Joggingpartner für den Run am Strand oder für die Jeeptour durch die Wildnis zu finden.

Die Gesundheitsbewusste: Seit Jahren plagt Sie Neurodermitis oder seit Monaten ein verspannter Rücken. Gerne würden Sie dem lästigen Leiden im Wellnessurlaub zu Leibe rücken. Ihnen ist klar, dass ein Wochenende dafür nicht ausreicht und Sie planen etwa zehn Tage Gesundheitsurlaub ein.
Tipp: Für Sie könnte ein modernes Kurhotel in Frage kommen, das die Patina der alten Zeit abgeschüttelt hat, aber immer noch auf medizinische Fachkompetenz baut. Hier finden Sie spezialisierte Ärzte und medizinische Betreuung. Eventuell können Sie sich Ihren Aufenthalt im Kurhotel sogar als Kur von der Krankenkasse bezahlen lassen. Fragen Sie Ihren Hausarzt.

Die Genießerin: Sie wollen im Wellnessurlaub vor allem schöne Natur, Erholung und Genuss. In Ihren normalen Alltag steht Gesundheit nicht an erster Stelle, aber im Urlaub schwimmen Sie gerne morgens eine Runde vor dem Frühstück und gehen spazieren.
Tipp: Schmeißen Sie alle Wellness-Prospekte in den Müll und suchen Sie ein schönes Hotel in Ihrer Traumlandschaft. Genießen Sie Ihre freie Zeit.

Bernd Löschner, Designer und Produzent von Arbeitsschutzbekleidung und Stephanie Schwenzer, Key Account Managerin bei Piaget haben ihr persönliches Wohlfühlprogramm gefunden, das für manch anderen ein Graus wäre: Zweimal im Jahr gehen sie zum Heilfasten ins Wellness-Kurhotel nach Bad Sobernheim. „Ich heilfaste die ganze Woche und genieße die Atmosphäre, Lehmpackungen, Massagen und andere Anwendungen. Wenn ich dann wieder in mein Geschäft zurückkomme – das mich das ganze Jahr über sehr fordert – dann fühle ich mich sehr wohl“, erzählt Bernd Löschner.

Egal, ob Fasten- oder Fitnessfan, für alle Wellnesstypen gilt: Packen Sie sich Ihr Programm nicht zu voll. Mit hängender Zunge durch den Spa- und Beautybereich zu schlittern, ist mäßig erholsam. Wie für jeden Urlaub gilt außerdem: Je mehr Zeit man hat, desto größer ist die Erholung. Für alle Daheimgebliebenen: Natürlich gilt das alles auch für Day Spas oder den After-Work-Besuch in der Saunalandschaft mit Massageangebot. Und wo wir schon mal bei den Ratschlägen sind, jetzt noch eine Warnung, die sich ein bisschen nach „Ihre Kriminalpolizei rät“ anhört: Es gibt auf dem Wellnessmarkt einige Verfahren und Anwendungen, von denen der Deutsche Wellness Verband ausdrücklich abrät. Dabei handelt es sich um alle Behandlungen mit Sauerstoff, um jede Art von Magnetfeldtherapie und um das Geschäft mit den Nahrungsergänzungsstoffen. Auf diesen Sektoren tummeln sich zu viele schwarze Schafe – und es kommen ständig neue dazu.

Dabei steht Deutschland der Wellnessboom eigentlich noch bevor. Experten sehen den Gesundheitsmarkt als den Motor für das zukünftige Wirtschaftswachstum. „Umfassende persönliche Gesundheit ist ein Megatrend“, sagt Felicitas Romeiß-Stracke, Leiterin des Sozial- und Freizeitforschungsinstituts Creative-Leasure Research in München. Wir alle wollen gesund sein. Wir alle wollen schön sein. Dabei besinnen sich laut Romeiß-Stracke immer mehr Menschen auf ihre Eigenverantwortung. Jeder ist für gutes Aussehen, Gesundheit und psychische Stabilität selbst verantwortlich. Die Single-Gesellschaft, in der jeder zweite auf Partnersuche ist, verstärkt diesen Trend sogar noch. Der moderne Lebensstil bringt „viele gebrochene Herzen mit sich. Diese wollen kuriert sein, und da hat schon manche Kur Wunder gewirkt!“, resümiert die Freizeitforscherin. Die Lichttherapie löst den Kurschatten ab.
Außerdem werden alle Menschen immer älter und wollen gleichzeitig immer jünger aussehen. Ein Paradoxon, das durch Schönheitschirurgie, Kosmetik und Wellness aufgelöst werden soll. Die Bereitschaft Geld für Schönheit und Gesundheit auszugeben, wächst ständig. Ebenso konstant werden neue Sportarten und Schönheitsmittelchen erfunden.

Leider hat aber auch die allerbeste Wellness ihre Grenzen. Wer Wunderdinge wünscht, wird immer enttäuscht werden – egal wie viele gut ausgebildete Masseure einen gleichzeitig kneten. Das Thalassobad strafft die Haut für kurze Zeit, wenn überhaupt. Gesundheit lässt sich nicht passiv erreichen oder erhalten. Gesundheit ist etwas, das ständig gepflegt werden will. Und Hand aufs Herz, haben Sie nicht auch schon mal gedacht, dass ein Wochenende im Algenbad Sie zur Aphrodite macht? - Das wäre aber auch zu schön.

Kontakt: kleinschmidt.c@debitel.net

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