Wellness-Beiträge



Schwermetalle in Nahrungsergänzungsmitteln

Die Reportage der ARD-Fernsehsendung Plusminus vom 27. Februar 2007 alarmierte arglose Verbraucher, darunter viele Anhänger der indischen Heilkunde Ayurveda, die in der Absicht, ihrer Gesundheit Gutes zu tun, zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen.



Verfasserin: Iris Hüttner, Mitglied im Kompetenzteam des Deutschen Wellness Verbands e.V.

Schwermetalle in Nahrungsergänzungsmitteln sind ein ernst zu nehmendes Thema, das in nachgewiesenen Fällen in Deutschland die Staatsanwaltschaft beschäftigt.

Seriösen Anbietern von Ayurveda-Produkten sind diese Probleme bekannt. Sie übernehmen daher schon seit Jahren die hohen Kosten für eigene Kontrollmaßnahmen und lassen ihre Produkte, noch vor der Ausfuhr im Herkunftsland von Partnerlabors deutscher chemischer Institute auf Schwermetalle und oftmals zusätzlich auf Konservierungsstoffe und Pestizide kontrollieren. Einige davon unterziehen selbst diese Ergebnisse nochmals stichprobenartig Gegenkontrollen im Importland Deutschland.

Einen verlässlichen Qualitätsstandard setzte die WHO mit  GMP (Good Manufacturing Practice), was soviel heißt wie „Sicheres Herstellungsverfahren“.

Zwischenzeitlich wurden unter Beteiligung der Regierungen auch in den Herkunftsländern Qualitätsstandards erarbeitet. Einen GMP Standard gibt es nach indischem und einen nach singhalesischem Muster.
Was man hier beachten sollte: Bei der Definition der Kriterien wurden in beiden Ländern die ökonomischen Bedingungen (z.B. die finanzielle Belastung von Kleinbauern durch eine Zertifizierung) mit berücksichtigt und damit einige Kriterien „erfüllbar“ formuliert.

Die schon seit einigen Jahren in den Herkunftsländern in Umlauf gebrachten Qualitätszeichen „Green Leaf“ und „Olive Leaf“ sind gemessen am GMP Standard weniger aussagefähig und relativ leicht erhältlich.

Manche Hersteller aus den Herkunftsländern werben mit den in Europa entwickelten ISO Standards. Der am weitesten verbreitete ISO 9000er Standard gibt zwar Aufschluss über die Qualität des Herstellungsverfahren (z.B. Hygiene), nicht aber über die Produktqualität. 

Es empfiehlt sich daher, ayurvedische Produkte über vertrauenswürdige Händler und Vertriebswege zu beziehen. Dazu gehören Apotheken, der Biohandel und Händler, die chemische Untersuchungen namhafter Labore ausweisen und auf Verlangen deren Protokolle vorweisen können. Aber, wie gefährlich sind Schwermetalle in ayurvedischen Produkten eigentlich wirklich?

Die traditionelle Lehre des Ayurveda gründet auf einer ganzheitlichen Sichtweise und zieht stets alle Faktoren, die zu einer Handlung oder einem Ergebnis führen können in Betracht. So werden bei traditionellen Herstellungsverfahren nicht einzelne, eventuell besonders wirksame Substanzen in Heilpflanzen isoliert, sondern die ganze Pflanze verwendet. Streng traditionelle Verfahren richten sich bei Ernte und Verarbeitung zudem nach Mond- und Sonnenständen.

Für Heilmittel sieht die traditionelle Lehre grundsätzlich Stoffe
- pflanzlicher
- tierischer
- metallischer Herkunft
vor.

Metallische Stoffe werden in der traditionellen Heilmittelherstellung langwierigen, im Falle von Quecksilber beispielsweise wochenlangen Reinigungsverfahren unterzogen, deren Endprodukt das Ausgangsprodukt selbst mit modernsten westlichen, chemischen Analyseverfahren nicht mehr nachweisen lässt.

Es gibt aber auch Heilmittel, denen Schwermetalle in einer über den Grenzwerten der EU liegenden Menge beigefügt werden, die aber im Mischungsverhältnis mit den anderen Heilsubstanzen in ihrer schädlichen Wirkung neutralisiert und in der Gesamtrezeptur heilend wirken sollen.

Die dritte Möglichkeit, wie Schwermetalle in Nahrungsergänzungsmittel gelangen, ist auf den globalen Wirtschaftsboom, von dem Indien neben China am stärksten profitiert, zurück zu führen. Die Böden in den indischen Ballungszentren sind inzwischen derartig mit Umweltgiften verseucht, dass sich diese Gifte in den Pflanzen wieder finden und ansammeln. Quecksilber kann also auch über umweltbelastete pflanzliche Bestandteile in Nahrungsergänzungsprodukte gelangen. Hier tragen wir alle Verantwortung! Geiz ist eben nicht geil!

Und schließlich gibt es noch einen vierten Grund: Die Abweichungen von der traditionellen Lehre und damit von den traditionellen Herstellungsverfahren (sei es aus Unwissenheit, sei es aus Ignoranz, sei es aus dem Grunde der Nichtübertragbarkeit auf einen industriellen Produktionsprozess oder sei es letztlich und einfach aus Gewinnsucht).

Vorsicht im Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln ist allemal geboten! Dennoch sind unsere vorhandenen Gesetze ausreichend, um den Verbraucher zu schützen. Die indischen Ausfuhrbestimmungen sehen vor, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Substanzen aus Schwermetallen nicht in EU Länder eingeführt werden dürfen. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich in den bisher vorgekommenen Fällen um Übertretungen der Importbestimmungen Indiens wie auch der EU gehandelt haben muss.

Deshalb haben Nahrungsergänzungsmittel mit schwermetallischen Substanzen auf dem EU-Markt nichts zu suchen und sollten vom Verbraucher generell gemieden werden.

In den letzten Jahren haben Großproduzenten in Indien und Sri Lanka standardisierte Herstellungsverfahren nach westlichem Muster eingeführt. Sie verwenden zur Heilmittelherstellung, ähnlich der allopathischen Medizin, chromatographisch untersuchte und standardisierte Pflanzenextrakte. Damit wird eine stets gleich bleibende Produktqualität zugesagt. Dies aber würde bedeuten, dass Ayurveda in seiner wörtlichen Übersetzung als „umfassendes Wissen vom Leben“, das seit Jahrtausenden besteht und in allen Zeiten von seinen Heilern eingefordert wurde, schon heute beim 5-jährigen Studium des B.A.M.S. an Indiens oder Sri Lankas Universitäten riskiert, auf der Strecke zu bleiben Die Gefahr besteht, dass die Studenten, wie im Westen, auf typische Diagnosen und Standardbehandlungen mit Standardmedikamenten trainiert werden.

Dann stellt sich jedoch bei den nach westlichen Standards hergestellten ayurvedischen Produkten die Frage, ob immer Ayurveda drin ist, wo Ayurveda draufsteht.

Fakt ist, dass Ayurveda ist von der Weltgesundheitsorganisation als ein traditionelles Heilsystem anerkannt wurde.

Fakt ist auch, dass sowohl die Erfahrung im Umgang mit traditionellen Heilmitteln, als auch die Bereitschaft zur ernsthaften klinischen Beweisführung der Wirkungsweise dieser Heilmittel in unserem Gesundheitssystem fehlt.

Und Fakt ist eben auch, dass vor allem in Deutschland, dringender Dialogbedarf zwischen Vertretern unseres etablierten Gesundheitssystems und Vertretern der von der Weltgesundheitsorganisation anerkannten traditionellen Medizinsysteme besteht.

Was aber kann der Verbraucher zu seinem eigenen Schutz und zur Vermeidung weiterer solcher Fälle schon jetzt beitragen? Oder: Worin besteht seine Macht? Es empfiehlt sich ayurvedische Produkte ausschließlich über vertrauenswürdige Händler und Vertriebswege zu beziehen, wie zum Beispiel Apotheken, dem Biohandel und Händlern, die chemische Untersuchungen ausweisen und auf Verlangen deren Protokolle vorweisen.

Kaufen sollten Sie nur Produkte mit
- nach WHO zertifizierter GMP-Qualität und/oder in Ökoqualität
- Etikett in deutscher Sprache
- Volldeklaration
- Angabe des Herkunftslandes
- Angabe des Herstellungsdatums (üblich bei Produkten aus den Herkunftsländern)
- Angabe des Mindesthaltbarkeitsdatums
- und möglichst mit Verzehrsempfehlung.

Copyright: Iris Hüttner

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