Wellness-Beiträge



Farbtrends im Spa - COLOURS OF WELLNESS

Farbe ist ein Medium mit einer nahezu endlosen Bandbreite an Kombinations- und Wirkungsmöglichkeiten, welche im Wellness-Bereich immer mehr Verwendung findet, gleichzeitig aber nach einem sensiblen Umgang verlangt. Eine aktuelle Studie im Rahmen einer Diplomarbeit versucht, Farbpräferenzen von Wellness-Gästen und Spa-Mitarbeitern aufzufangen und daraus relevante Gestaltungsrichtlinien zu skizzieren.


Verfasser: Alexander Jahn
Quelle: Spa Concept

Das Ergebnis der Befragung in zehn ausgewählten deutschen Wellness-Hotels zeigt, wie unterschiedlich Farbe auf den Betrachter wirken kann. Es tritt bereits eine unterschiedliche Auffassung von Farbe und deren Wirkung zwischen den Geschlechtern und zwischen Gästen sowie Mitarbeitern eines Wellness-Hotels auf. Dies begründet sich natürlich auch in der Zeit, die der Betrachter mit einer Gestaltung in Berührung kommt. Da die Spa-Mitarbeiter den ganzen Arbeitstag im Wellness-Bereich verbringen, stehen sie seinen Gestaltungsmerkmalen wesentlich kritischer gegenüber als der Gast, der dieses Spa zum ersten Mal betritt. Allerdings wird auch der Gast eventuelle Lücken im Gesamtkonzept erkennen und es in seine persönliche Meinungsbildung einfließen lassen. Daher ist es wichtig, den ersten sichtbaren Fakt, nämlich die Farbe, so zu positionieren und in das Konzept einzubetten, dass sowohl Hotel als auch Spa schon von weitem als offen und freundlich wahrgenommen werden.

Dabei sollte sich die Farbe an der Fassade so bewegen, dass sie die vorhandene Architektur abrundet, betont oder überhöht und nicht gegenläufig arbeitet. Vielerorts findet man Wellness-Betriebe mit ansprechenden Fassaden, deren Innenraumgestaltung sich beim Betreten als "Mogelpackung" erweist.
Daher sollte sich die Wirkung bzw. das Anliegen, das sowohl Hotel als auch Farbe an den Betrachter stellen, nicht nur auf der Außenfassade abspielen, sondern muss auch konsequent nach innen getragen werden. Umgekehrt heißt es natürlich ebenso zu handeln: Niemand wird auf die
Idee kommen, dass sich in einem äußerlich nicht ansprechenden Betrieb ein schön gestalteter Wellness-Bereich befindet.

Erste Prämisse: Authentizität.

Was dem Betrachter bzw. Gast also mit der Fassade nicht suggeriert oder offenbart wird, kann er nicht erahnen. Deshalb sollte die oberste Prämisse bei der Gestaltung eines Wellness-Betriebs die Authentizität sein. Das Wellness-Hotel muss einem einheitlichen Gestaltungsweg folgen und diesen in allen Bereichen konsequent umsetzen – eine Struktur muss einfach vorhanden sein. Dabei sollte sich dieses Erscheinungsbild keineswegs nur auf bestimmte Einrichtungsgegenstände, Hotelbereiche oder immer wiederkehrende Farben beschränken. Vielmehr sollte ein Wellness-Hotel so gestaltet sein, dass es einem Grundprinzip wie z.B. dem Asiatischen folgt. Das bedeutet, dass dementsprechende Farben im Innen- und Außenbereich zum Tragen kommen, dass sich die Architektur und die Inneneinrichtung dem Thema "Asien" annehmen, dass eine dementsprechende akustische Kulisse vorherrscht und dass auch die Speisen auf dieses Grundprinzip zugeschnitten sind. Wer zukünftig die Nase vorn haben will, lässt
auch die Mitarbeiter durch entsprechende Kleidung die Grundphilosophie erlebbar machen. Dadurch erreicht man beim Gast ein höchstmögliches Maß an Authentizität. Der Gast wird davon begeistert sein, denn nur das exakte Zusammenspiel aller Faktoren, allen voran Farbe, Architektur und Akustik, ergeben eine Gesamtheit. Ein Wellness-Betrieb, der sich bei der Farbgestaltung auf einzelne kleine Bereiche konzentriert und diese "aufpeppt", wirkt nicht echt, sondern aufgesetzt und dient dem Zweck, das Hotel nur optisch zu verpacken. Solche halbherzigen Konzepte funktionieren nicht.

Zweckgebunden gestalten.

Für den Gast bedeutet dies, dass er von einem Wellness-Hotel erwarten kann, dass sich das Gebotene positiv auf seine Gesundheit auswirken wird. Vordergründig ist dabei das Medium Farbe zu behandeln, denn eine Farbgestaltung kann es sich nicht leisten
gegen einen Menschen gerichtet zu sein. Vielmehr muss der Mensch im Mittelpunkt einer Gestaltung stehen. Somit wird Farbe so eingesetzt, dass sie beruhigt, animiert, ausfüllt oder beherrscht. Dabei gelten einige Gestaltungsprinzipien, die einfach erscheinen, aber eine große Wirkung
entfalten. Große Flächen sind in viele kleine, farbig differenzierte Einzelflächen zu „zerlegen“. Das erreicht man z.B. durch den Einsatz von Mosaikfliesen oder ähnlichen Wandgestaltungen, die sich gegen monumentale Baukörper durchsetzen. Flächige Farbanwendungen dagegen würden die Architektur untermauern und scharf zeichnen, was sie für den Gast zu prägnant erscheinen lässt. Besonders deutlich wäre dieser Effekt an Gebäudekanten und Farbübergängen zu spüren.
Daher ist es sinnvoll, auch zu anderen Gestaltungsmethoden zu greifen und Farbe etwa in lasierender Form einzusetzen.

Durch diverse Lasur- und Wischtechniken lassen sich Effekte von Tiefe und Haptik auf eine Wandfläche transferieren. Diese Effekte lassen sich durch helle Nuancen in Richtung hauchzarte und geschmeidige Oberflächen leiten. Gegenläufig erhält eine Wandgestaltung unter Verwendung von dunklen Tönen in Kombination mit einer Wischtechnik noch mehr Dramatik und Tiefe. Die in der Untersuchung befragten Personen empfanden eine mit Wisch- oder Lasurtechnik bzw. eine mit unkonventionellen Mitteln gestaltete Wandform als besonders hochwertig und ansprechend.

Da Farbe ein Medium ist, das unter dem Einfluss von Zeitströmungen steht, werden sich die Farbpräferenzen der Menschen mit den Monaten und Jahren ändern. Was heute als absolut glaubhaft und modern erscheint, könnte in zwei Jahren schon zum "Kitsch" mutieren. Allerdings trifft dies vordergründig für ausgefallene und trendige Farbkombinationen zu, denn dieser Bereich wandelt sich extrem schnell. Daher gelten für den Menschen auch einige Farbkodierungen, die sich in ihrer psychologischen Wirkung nicht ändern werden.

Die Wirkung der Farben.

Das beste Beispiel hierfür ist die beruhigende Wirkung eines gedämpften Grüns. Leider kann und sollte eine Farbe nicht isoliert betrachtet und verwendet werden, denn der Gehalt einer Farbe misst sich an deren Umgebung. Gesellen sich weitere Farbtöne zur Grundnuance hinzu, entsteht eine Farbkombination, die wiederum in ihrer Zusammensetzung dem Einfluss von Zeitströmungen unterliegt. Daher ist es ratsam, Eigenschaften einer Grundfarbe mit ähnlich nuancierten Farbtönen zu untermauern.

Die Befragung zeigte, dass der Gast harmonische Farbkombinationen bevorzugt, die sich ineinander fügen. Aus dem Zusammenhang gerissene Farbzusammenstellungen hingegen bewirken Unverständnis und Ablehnung. Besonders für den Wellness-Bereich bedeutet dies eine anwendungsgerechte Farbwahl. Je nachdem, welche Wellness-Anwendung in einem Raum stattfindet, sollte sich die Farbgebung dementsprechend verhalten und natürlich dem Menschen anpassen. Beispielsweise liegt es bei einer Thalassoanwendung nahe, dass maritime Nuancen zum Einsatz kommen. Allerdings darf dabei die Philosophie des Hauses nicht zu kurz kommen. Räume strikt nach einem festen Schema zu gestalten ist ebenso falsch, wie gänzlich auf Farben zu verzichten. Neben einer anwendungsorientierten Farbwahl müssen daher Bezugspunkte eingeräumt werden, die auf die Identität des Betriebs hinweisen bzw. typisch für ihn sind. Das können kleine Accessoires, Dekorationsartikel oder die abgewandelte "Spa-Farbe" sein, die einem Raum oder einem Bereich das unverwechselbare Etwas geben und auf die Identität des Hauses verweisen.

Individualität heißt das Zauberwort, welches sich bereits bei der Planung eines Wellness-Betriebs durchsetzen muss.

Dennoch findet man Hotels, die auf dem Reißbrett ohne jegliche Emotion entworfen sind und in denen sich die Ausstattung sowie die Farbwahl am bekannten 08/15-Prinzip orientieren.
Laut Werbeslogan "fühlt man sich wie zu Hause". Wieso aber fahren dann Gäste in den Urlaub? Ganz sicher nicht, um sich wie zu Hause zu fühlen, sondern um neue Sinneseindrücke zu sammeln, Emotionen zu erleben und die Tage zu genießen. Farbe muss diese Stimmung der Gäste verstärken. Sie müssen sich wohl und vom Hotel verstanden fühlen. Deshalb werden zukünftig innovative Ideen und kreative Konzepte im Wellness-Bereich Einzug halten, in denen Raumsituation, Grundriss, Accessoires, Materialzusammenstellung, Geruch, Akustik und primär Farbe die entscheidende Rolle spielen. Farbe als Impulsgeber wird dabei an Bedeutung gewinnen, denn immer mehr Menschen werden sich der Farbgestaltung bewusst, die sie umgibt.

Harmonisierend, zweckgebunden und authentizitätsorientiert eingesetzte Nuancen werden den Gast auf psychologischer Ebene entspannen und Wellness noch besser genießen lassen. Gesellen sich dann noch die passenden akustischen und aromatischen Empfindungen hinzu, ist die synästhetische Komposition perfekt.


Wellness-Farbharmonien funktionsbezogen wählen

Nachfolgend wird auf Grundlage der durchgeführten Befragung aufgezeigt, wie man eine Farbkombination an eine Anwendung oder einen bestimmten Nutzungsbereich koppeln kann. Dabei besteht die jeweilige Farbharmonie zunächst immer aus einer Grundfarbigkeit, die den Hauptton für die Gestaltung angibt. Nachfolgend sind diesem Hauptton weitere Farbigkeiten zugeordnet, die in Form von Mosaiken anzubringen sind. Die gezeigten Harmonien werden anschließend mit einem oder mehreren Akzenttönen kombiniert, die allerdings aufgrund ihrer Prägnanz und Sättigung sehr defensiv zum Einsatz kommen sollten. Die helleren und ungesättigten Farbtöne hingegen umso stärker.

Diese vier Harmonien sind das Ergebnis aus den Gäste- und Mitarbeiterbefragungen der jeweiligen Hotels und bilden somit die Grundlage für potenzielle Konzepte. Um zu kennzeichnen, welchem Anwendungsbereich die Farben zugeordnet werden können, tragen sie die Namen Energetic, Relax, Breath und Activity.

Energetic steht für eine beruhigende Kraft, die von innen heraus positiven Einfluss auf den Menschen hat. Wohlig warme Nuancen lassen diese Harmonie entstehen. Sie kann u.a. in den Anwendungsbereichen zum Einsatz kommen, in denen mit Schlamm oder Ähnlichem gearbeitet wird, aber auch im Bereich einer Warmwasseranwendung.

Die Farbkombination Relax vermittelt absolute Zufriedenheit und Entspannung, u.a. durch Grün als die beruhigendste Nuance des Farbspektrums. Die Basis bildet dabei eine zurückhaltende, leicht gelbliche Nuance, die quantitativ die größte Prägnanz besitzt. Hinzu gesellen sich kräftig gesättigte Farben, die als Bodenbelag oder als Mosaikfliesen genutzt werden. Als Akzent fungiert ein tiefgründiges Braun. Einen möglichen Verwendungszweck dieser Farbharmonie stellen Ruheräume und Relaxzonen dar.

Die Harmonie Breath ist das Richtige für denjenigen, der durchatmen und eine gewisse erfrischende Kühle in der Luft und auf der Haut spüren möchte. Sie versprüht eine Leichtigkeit und Frische, wie man es sich bei einem Sprung ins kalte Wasser vorstellt. Hierbei werden helle Grundfarbigkeiten und kräftige Akzenttöne zu einem spannungsvollen Ensemble kombiniert, um im Kneippbereich oder in Thalasso-Behandlungsräumen praktische Anwendung zu finden.

Activity dagegen symbolisiert körperliche Fitness, Ausdauer und Power. Blaunuancierungen verschmelzen mit leichten Gelbtönen. Die bunten Akzentfarben sollten nur sparsam zum Einsatz kommen, die helleren, ungesättigten Farbtöne dagegen umso mehr. Wie der Name schon sagt, ist die Farbzusammenstellung z.B. für Fitness- oder Physiotherapiebereiche besonders geeignet.

Alexander Jahn ist Diplom-Designer (FH) und ambitionierter Fotograf mit dem Kernschwerpunkt für Farbgestaltung in den Bereichen Architektur, Trend und Produkt. Kontakt: www.farbmodul.de, www.wellnessfotografie.de



 


 

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