Wellness-Beiträge



Wellness-Workshop Usedom: Eine Insel auf der Suche nach dem Wellness-Gast der Zukunft

Schwappt die Wellness-Welle nach hinten oder bringt sie auch im Jahr 2020 noch neue Gäste? Wie werden sich die Kundenwünsche in den nächsten 15 Jahren entwickeln und wie kann man heute schon die richtigen Weichen stellen?

(Verfasserin: Hildegard Dorn-Petersen)

Diese und andere Fragen zu klären, hatte der Tourismusverband Insel Usedom e.V. in Kooperation mit dem Deutschen Wellness Verband Ende November 2007 regionale und überregionale Fachleute sowie Hoteliers zu einem Workshop geladen.

Um den Blick in die Zukunft zu wagen, brauchten die Insulaner dabei weder eine Kristallkugel, noch das berühmte Orakel von Delphi zu befragen. Mit Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack konnte ein profunder Wissenschaftler gewonnen werden, der Erhebungen und Untersuchungen nicht nur für namhafte Tourismusunternehmen, sondern auch für Bund und Länder durchführt. Sein Institut mit Sitz in Trier verweist mit Stolz darauf, ein Länder übergreifendes, europäisches Institut für Tourismusforschung (ETI) zu sein. Somit war ein Blick über den Tellerrand von Anfang an garantiert.

Dabei hatte Professor Quack jede Menge schlechte Nachrichten im Gepäck: Der Anteil von rund 75% aller Bundesbürger, die Reisen unternehmen, wird nicht steigen. Zusätzliche Kurzreisen, die derzeit mit rund 40% zu Buche schlagen, sind konjunkturanfällig. Zeitliche Kapazitäten für Urlaub während des Berufslebens nehmen ab. Für den Zukunftsforscher aus Trier ist damit klar: Der Quellmarkt Deutschland wir kleiner und strukturell verändert, da sich die Marktbedingungen verschärfen. Neue Mitbewerber – vor allem aus den östlichen EU-Beitrittsländern – mischen künftig kräftig mit. Ein Wachstum kann nur noch in klar definierten Teilmärkten stattfinden.

Gesundheitstourismus als Hoffnungsträger?

Die verfügbare Zeit nach dem Arbeitsleben steigt. Diese und andere Menschen wollen im Urlaub etwas für ihre Gesundheit tun – doch sie suchen und buchen nicht den Gesundheitsurlaub! Dieser Begriff schreckt eher ab, sind sich Marktforscher wie Professor Quack oder Professor Humpeler einig. Stattdessen sucht die Mehrzahl Ruhe und Besinnlichkeit (26,2%) oder aber aktive Bewegung (21,7%). Ein positives Signal für Usedom, dass 23,5% der Inselbesucher im Urlaub Natur (pur) erleben möchten – die gibt es dort in Hülle und Fülle. In der Vermarktung könnte mit diesem Pfunde künftig noch mehr gewuchert werden.

Die zunehmende Bedeutung der natürlichen Ressourcen und regionaler Produkte der Insel erkennen auch die 18 vom Deutschen Wellness Verband zertifizierten Hotels. Aus diesem Kreis wurde die zunehmende Begriffsinflation von „Wellness“ mit Sorge beobachtet, hatte man doch in den Jahren 2003 bis 2006 die Entwicklung der „Wellness Destination Usedom“ intensiv vorangetrieben. Als 2005 mit „Medical Wellness“ der nächste Hype eingeläutet wurde, setzten die Usedomer dies zum zentralen Thema des letztjährigen Workshops. Noch bevor Prof. Klinikmann auf dem ersten „Medical Wellness Kongress“ im Januar 2007 dem Markt einen Konsens und eine vorgefertigte Definition von „Medical Wellness“ verordnete, hatte man auf Usedom bereits im November 2006 im Rahmen der 2. Usedomer Wellnesstage intensiv darüber diskutiert, was Medical Wellness ist, künftig sein könnte und vor allem, was es nicht ist oder sein darf. Schon damals warnte Lutz Hertel, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Wellness Verbandes, die Hoteliers: „Medical Wellness ist keine „bessere“ Wellness. Denn damit wäre unsinniger Weise die Wertigkeit der bestehenden Programme, welche auf der Insel hoch professionell angeboten werden, in Frage gestellt. Welche Angebotsvielfalt die Usedomer Wellness-Hotellerie zu bieten hat, konnten die Tagungsteilnehmer am 26.11.07 gleich vor Ort beim Workshop im Maritim erleben: Pünktlich zur Veranstaltung wurde der neue Prospekt „WellnessInsel Usedom – feel Meer – feel good“ aus der Taufe gehoben.

Hohe Fachkompetenz in punkto Wellness

Entscheidend und kennzeichnend für die Entwicklung des Themenfeldes Wellness auf der Insel Usedom ist, dass es sich hierbei nicht um eine Marketingidee handelt, die in den Köpfen einer PR-Agentur entstanden ist. Die Wellness-Hotelliers haben 2007 erneut gemeinsam in die Zukunft, sprich in die Schulung und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter, investiert. Im Rahmen des aus Landes- und EU-Mitteln geförderten Projektes „Medical Wellness Usedom“ haben sich die teilnehmenden Betriebe nicht nur intensiv mit einem vermeintlichen Trend im Trend beschäftigt. 2.800 Stunden im Rahmen von 27 Seminaren und Workshops nutzte die Hotellerie, um sich und ihre Mitarbeiter fit zu machen für die Gäste von heute, morgen und übermorgen. Weitere 2.000 Stunden wurden in betriebsinterne Coachings investiert. Äußerst bedauerlich, dass die auf der Insel Usedom ansässigen Kliniken die Einladung zu einer Teilnahme am Projekt, wie es das ursprüngliche Konzept vorsah, ausgeschlagen haben.  Noch zum Start der Fördermaßnahme hatte  Frau Dr. Karin Timmel, Inselklinik (Medigreiff) ihre Überzeugung geäußert,  dass man „ohne Kliniken Medical Wellness auf Usedom nicht gut gestalten kann.“ Allerdings konnte sich auch ihre Gruppe nicht zu einer Mitarbeit entscheiden. Einsam auf weiter Flur, zog sich auch die Kur- und Rehaklinik zurück. Doch manchmal muss gut Ding wohl Weile haben: Beim Abschlussworkshop im Maritim waren positive Töne von Seiten der Kliniken zu hören. Nun darf man gespannt sein, wie es weiter geht.

Kein singuläres Medical-Wellness-Produkt auf Usedom

Konkurrenz aus der Hotellerie brauchen die Klinikbetreiber allemal nicht zu fürchten. Nach zehn Monaten intensiver Projektarbeit steht fest, dass kein einziger Unternehmer derzeit auf das Pferd „Medical Wellness“ setzen wird. Umsonst war die intensive Beschäftigung mit der Thematik keineswegs, da waren sich alle Beteiligten einig. Stattdessen kann man sicher sein, nicht blindlings einem Trend hinterher gelaufen zu sein. Neben dem hohen Stellenwert der Dienstleistungsqualität, setzen die meisten Häuser verstärkt auf eine Schärfung ihres Angebotsprofils. Einige haben darüber hinaus neue Wege gefunden, beispielsweise in der Zusammenarbeit mit Krankenkassen, welche einwöchige Gesundheitsprogramme ihrer Versicherten unter bestimmten Voraussetzungen mit einem Bonus versüßen. Zu den Anbietern zählt auch das Kaiser Spa Hotel zur Post, das seit einigen Wochen als „Erstes zertifiziertes Kneipp® für mich - zum wohlfühlen-Hotel Deutschlands“ von sich reden macht.

Suche nach Glücksmomenten

Wie die Gastgeber auf Usedom den gesundheitsorientierten Gast am besten locken können, verriet Professor Quack den Workshop-Teilnehmern: „Wenn Du etwas ändern willst, komm zu mir, bei mir kannst Du das ausprobieren!“ Dazu reichen in regelmäßiger Folge auch schon mal zwei, drei Tage, auch wenn Experten eine Woche Aufenthalt empfehlen – verständlicher Weise äußerst begrüßenswert aus Sicht der Hoteliers. Mit „Retreats“, welche dem Gast Gelegenheit für Rückzug, Besinnung und Glücksmomenten bieten, werden sie aus Sicht der Zukunftsforscher zu „Zeithändlern“, den es wird eines der heute kostbarsten Güter geliefert: Zeit für sich selbst. Auf Selbstbelohnung zu Beginn der Wellness-Welle folgt heute Selbstorientierung. In weiteren zehn Jahren wird es heißen: „Wie meistere ich mein Leben?“ Die Vision von Wellness im Jahre 2020 nach Prof. Dr. Quack heißt „WISENESS“. Die Rede ist von Lebensklugheit oder aber von einem schlüsselfertigen Lebenskonzept, das sich multioptional auf die ändernden Lebensumstände und Bedürfnisse anpasst. Eine echte Steilvorlage, welche die Wissenschaft den Hoteliers da liefert. Stillstand ist Rückschritt – besonders in der Wellness-Branche.

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